Abderrahman Aloui (28) und Robiel Hadish (21) sind Freunde. Der eine ist in Hamburg geboren und aufgewachsen, der andere ist vor zwei Jahren von Eritrea nach Hamburg geflüchtet. Kennengelernt haben sich die Beiden beim Sprachunterricht von HAMBURGER*MIT HERZ, heute sind sie Mentor und Mentee. Wie das funktioniert und was die Beiden besonders aneinander schätzen, lesen Sie hier.

Valentin Asensio von HAMBURGER*MIT HERZ: Wie habt ihr beide euch kennengelernt?
Abdu:
Ich habe mich bei HAMBURGER*MIT HERZ bereiterklärt, für einen Mentee da zu sein und wollte gern jemanden kennenlernen, der aus Eritrea kommt und geflüchtet ist.

Wie bist Du zu HAMBURGER*MIT HERZ gekommen, Robiel?
Robiel:
Ich wollte Deutsch lernen, habe den Deutschkurs für etwa fünf Monate besucht und habe hier dann Abdul kennengelernt. Das war nach meinem Integrationskurs. Anfang März habe ich auch meine nächste Sprachprüfung: B1. Ich habe in einem Hamburger Refugee-Café gehört, dass man bei euch Sprachkurse besuchen kann. Meine Freunde haben mich dann einfach mal mitgenommen.

Robiel, war Hamburg Deine erste Station in Deutschland?
Robiel:
Ich habe mich in der Schweiz als Geflüchteter registrieren lassen. Dann war ich etwa zwei Wochen in Frankfurt bevor ich nach Hamburg gekommen bin. Ich habe gehört, dass es hier sehr schön sein soll.

Was machst Du gerade, Abdu?
Abdu:
Ich studiere momentan noch bis Ende Juli an der HAW, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, „Mediasystems“. Das geht in Richtung Informatik, Programmieren, App-Entwicklung, Webdesign.

Habt ihr beiden euch sofort gut verstanden oder musstet ihr euch erst ein bisschen aneinander gewöhnen?
Abdu:
Wir haben uns zuerst hier bei HAMBURGER*MIT HERZ getroffen und direkt ein erstes Treffen vereinbart. Wir haben bei mir zuhause Tee getrunken und uns in Ruhe darüber ausgetauscht, wie Robiel hierhergekommen ist und was ich so mache.

Habt ihr schon viel zusammen unternommen?
Abdu:
Bei unserem zweiten Treffen waren wir zusammen essen in der Schanze und Robiel ist auch schon mal bei uns im Wohnheim an die Bar gekommen oder wir haben zusammen gekocht.

Wie oft seht ihr euch?
Abdu:
Alle zwei bis drei Wochen. Das liegt gerade daran, dass ich momentan so stark an der Uni eingebunden bin. Wir möchten uns nämlich gern etwas häufiger sehen.
Robiel: Und ich bin momentan jeden Tag in der Schule und habe dreimal die Woche Nachhilfe in Grammatik nachmittags im Refugee-Café.

Was mögt ihr denn besonders am anderen?
Abdu:
Robiel ist richtig bemüht, alles gut zu schaffen. Immer, wenn ich mit ihm rede, merke ich, wie er besser wird mit der Sprache. Er ist sehr bemüht, Arbeit zu finden und Deutsch zu lernen und hat mir gesagt, dass er gern noch mehr mit Deutschen zu tun hätte, um noch besser Deutsch lernen zu können.

Robiel, hast Du ein Ziel, auf das Du hinarbeitest?
Robiel:
Weitermachen mit meinem Deutsch, erst B1, dann B2 und dann würde ich gerne eine Ausbildung machen. Ich habe früher in Eritrea als Automechaniker gearbeitet und habe in Deutschland ein Praktikum gemacht zwei Wochen lang. Und ich würde gern noch mehr Praktika machen.

Ist Dir am Anfang irgendetwas besonders aufgefallen, als Du nach Deutschland gekommen bist?
Robiel:
Die Leute stehen zum Beispiel in der S-Bahn nicht auf für ältere Menschen. Das gibt es in Eritrea nicht. Wenn ich hier aufstehe, wollen die Leute das manchmal gar nicht und fragen mich, warum ich das mache.

Was machst Du gern in Deiner Freizeit?
Robiel:
Ich gehe sehr gern spazieren, treffe Freunde oder gehe ins Fitnessstudio. Damit habe ich gerade angefangen, zwei- bis dreimal die Woche.
Abdu: Ich gehe regemäßig zum Fußballspielen und will da jetzt auch Robiel mal mitnehmen.

Gibt es etwas, Robiel, wofür Du Abdul dankbar bist?
Robiel:
Ja, dafür, dass er mein Freund ist. Er zeigt mir, was man hier alles machen und lernen kann und wir haben viel Spaß zusammen.
Abdu: Ich versuche, Robiel bei organisatorischen Dingen zu unterstützen. Aber er ist einfach immer schneller als ich. Das nächste Mal, wenn wir uns sehen, hat er das dann schon selbst erledigt (beide lachen). Das finde ich schon echt gut an ihm. Er kümmert sich und versucht, sich sein Leben hier so gut wie möglich aufzubauen.

Abdu, was hast Du von Robiel gelernt?
Abdu:
Ich habe viel über sein Heimatland erfahren und davon, wie er früher gelebt hat. Das hat mich geprägt, weil ich das erst gar nicht glauben konnte. Und ich finde es einfach bewundernswert, wie er das alles hier gemanagt bekommt. Das fällt mir ja schon manchmal schwer, da kann ich echt noch von ihm lernen, von dieser Zielstrebigkeit.

 

 

 

Im August und September 2014 hat Julia Ninic (39) in einem äthiopischen Waisenhaus gearbeitet, um den Kindern vor Ort zu helfen. Die Lüneburgerin hatte zuvor schon einige afrikanische Länder bereist und sich für dieses soziale Projekt entschieden, um die Menschen im Land ganz gezielt zu unterstützen.

„Der Wecker klingelt um 7:30 Uhr, gegen 8 Uhr gibt es Frühstück: Weißbrot mit Marmelade. Im Anschluss fahre ich mit dem Minibus von Kazanchis über Arat Kilo zur Station Kabena. Von dort aus sind es nur noch wenige Meter zum Waisenhaus –die ich leider fast immer im Regen zurücklegen muss. Wenn ich im Waisenhaus ankomme begrüße ich als erstes die Kinder. Das ist jedes Mal so niedlich, denn sie Kinder sind einfach überall und die 4 bis 8-Jährigen rufen erst: „Schoooooool?!?! Jawoll!“ und rennen dann los ins Klassenzimmer. Um 9 Uhr geht’s in etwa los: Wir lernen Zahlen und Buchstaben, einige können auch schon englische Worte schreiben. In der Pause wird manchmal gesungen oder draußen ein Zahlenspiel gespielt. Dann gehen wir zu den Babys und spielen draußen mit ihnen – wenn es nicht gerade regnet. Die anderen spielen Fußball.

Neben all der Lernerei wird aber auch viel gekuschelt und gealbert! Hier leben Mädchen und Jungs, manche sind noch Babys, andere bereits 18 Jahre alt, alle zusammen in einem Haus. Es gibt Mamas, die kochen, waschen und auf die Kinder aufpassen. Sie arbeiten in 24 Stunden-Schichten und wechseln sich ab. Neben den Mamas verantworten zwei Schwestern das Haus. Die Schwestern bringen auch manchmal neue Kinder mit hierher, sie sind wirklich zuckersüß. Auch wenn sie manchmal sehr hektisch sind, freue ich mich jeden Tag auf die kleinen Racker! Am späten Nachmittag fahre ich wieder zu meiner Gastfamilie – sie ist zauberhaft! – und esse gegen 20 Uhr mit ihnen zu Abend. Ich spreche viel mit ihnen, das ist jedes Mal toll. Außerdem lese ich viel und versuche, früh schlafen zu gehen, um wieder fit zu sein für den nächsten Tag mit meinen Kleinen. Das ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört, denn zum einen ist es sehr kalt, zum anderen muss ich abends erstmal den ganzen Tag gedanklich verarbeiten.

An den Wochenenden erkunde ich mit ein paar anderen Ehrenamtlichen die Schönheit Äthiopiens. Ich habe ja schon viele afrikanische Länder bereist und erlebt und jedes einzelne Land ist einzigartig und wunderbar – und gerade Äthiopien ist sehr besonders. Ich bin unendlich dankbar für diese wertvolle Erfahrung, die ich niemals vergessen werde – so wie ich mich immer an jedes einzelne Kind erinnern werde.“

 

In den kommenden Tagen reise ich zum zweiten Mal in verschiedene Flüchtlingscamps und Krankenhäuser in Griechenland. Inzwischen kooperieren HAMBURGER*MIT HERZ und DocMobile, die Ärzte vor Ort, seit knapp drei Monaten. Auf meiner ersten Reise ging es darum, vor Ort zu sehen und zu verstehen, was genau in Griechenland vor sich geht. Ich war schon immer überzeugt davon, dass man eine Krise nur dann im Ganzen erfassen kann, wenn man die Distanz zu den Betroffenen verringert, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Deshalb bin ich bereits nach Äthiopien gereist und war auf einem Rettungsschiff auf dem zentralen Mittelmeer.

Nie hätte ich jedoch solche Lebensbedingungen für möglich gehalten, wie ich sie im griechischen Camp Moria vorgefunden habe – auf europäischem Boden! Die Menschen leben total ungeschützt, zum Teil auf dem Boden oder bestenfalls in Zelten. Im Außenbereich des Camps laufen sie an improvisierten Behausungen vorbei, an Müllbergen und Fäkalien. Hier, in all dieser Trostlosigkeit, leben Familien mit Kindern. Die Kleinen passen sich schnell ihrer Umgebung an, spielen auf der Straße zwischen den Müllbergen mit streunenden Hunden. Abends spielen sie am offenen Feuer. Nicht selten tragen sie Brandverletzungen davon, weil sie dem offenen Feuer, einem heißen Topf oder Funkenflug zu nah kommen. Behandelt werden sie dann in diesen und vielen weiteren Fällen von den Ärzten von DocMobile, denn Griechenland ist mit der Versorgung völlig überfordert. Zahlreiche weitere internationale NGOs eilen den Menschen überall im Land zu Hilfe.

Wenn man die Welt zu einem besseren Ort machen möchte, dann weiß man heute schon gar nicht mehr, wo man damit beginnen soll. Dass aber irgendwo damit begonnen werden muss, ist wohl allen klar. In DocMobile haben wir einen tollen Partner gefunden, der täglich mit internationalen Ärzteteams Hunderte Geflüchtete und zunehmend auch Griechen an insgesamt vier Standorten medizinisch versorgt. Unsere Aufgabe wird es sein, DocMobile in Deutschland noch bekannter zu machen, unser Know-How zum Thema Fundraising einzubringen und die freiwilligen Helfer zu vernetzen. Inzwischen können Sie den Geschäftsführer von DocMobile, Kai Wittstock, regelmäßig in unserer Herzkammer antreffen und sich mit ihm austauschen. Ich kann jeden nur einladen, uns zu besuchen und sich bei uns zu informieren. Es mangelt nicht an Ideen und Orten, lassen Sie es uns gemeinsam anpacken! Kontakt zur Herzkammer gibt es hier:

Adresse: Heiderstraße 1 in 20251 Hamburg/Hoheluft

Tel: 040/325390000.