Unser Mentor Nicolas erzählt:
Im Juni 2020 haben Bahram und ich uns das erste Mal getroffen. Wir waren spazieren in der Hafen City. Relativ schnell wurde klar, dass ich Bahram -kurzfristig- am besten bei der Wohnungssuche helfen kann. Er lebte im Juni seit knapp zwei Jahren im Flüchtlingsheim in der Hafen City und man merkte, dass er sich sehr nach Privatsphäre und einem eigenem Zimmer sehnte.
Als wir uns ein paar Tage später wieder getroffen haben, haben wir uns die verschiedenen Suchportale und Webseiten zur Wohnungssuche in Hamburg angeschaut und haben gemeinsam einen Text formuliert, den Bahram dann an interessante Anzeigen schicken konnte. Als er nach rund drei Wochen des Kontaktierens zu einer Besichtigung eines Wg-Zimmers in Harburg eingeladen wurde, habe ich im Vorfeld den Vermieter angerufen und mit ihm besprochen, dass Bahram zunächst eine Angemessenheitsprüfung beim Bezirksamt durchführen müsste und erst dann einen Mietvertrag unterschreiben könnte. Erfreulicherweise ist Bahram hier an einen sehr offenen und verständnisvollen Vermieter gestoßen und da er zudem eine total hilfsbereite Ansprechpartnerin beim Bezirksamt hatte, konnte er schon ungefähr fünf Tage nach der Besichtigung den Mietvertrag unterschreiben und kurz darauf in die Wg ziehen.
Als wir seine Sachen im Flüchtlingsheim ins Auto packten, war die Freude riesig. Bahram war total aufgeregt und ich habe mich auch mega gefreut. Nachdem er zwei Jahren lang das Schlafzimmer mit ständig wechselnden Personen teilte, hatte er nun endlich ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch und W-Lan.
Im November hat Bahram die B1-Prüfung. Obwohl er vor seiner Flucht vor knapp drei Jahren überhaupt kein Deutsch könnte, bin ich sehr zuversichtlich, dass er die Prüfung bestehen wird und sich dann zügig an B2 machen wird. Er ist studierter Bauingenieur. Der Plan ist, dass er nun voll fokussiert Deutsch lernen wird und wir uns dann auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz, vielleicht sogar einem richtigen Job machen. Parallel läuft Bahrams Asylverfahren. Er hat momentan eine befristete Aufenthaltsgestattung und dürfte -bis er hoffentlich bald Asyl gewährt bekommt- zwar arbeiten aber leider nicht reisen. Das macht es unmöglich mal wieder seine Familie zu sehen. Nächste Woche spreche ich mit seiner Rechtanwältin, um mich nach Neuigkeiten im Verfahren zu erkundigen und sie mit Bahram zu besprechen.
Wenn Bahram und ich uns treffen, machen wir entweder Fahrradtouren, spielen Schach, gehen spazieren oder er kommt zu meiner Freundin und mir nach Hause und wir kochen und machen einen Probe-B1-Test. Ich bewundere Bahram. Er ist verdammt tapfer, mutig und stets zuversichtlich. Die Treffen mit ihm geben mir sehr viel. Das Mentoren-Programm von Hamburger mit Gerz kann ich vor diesem Hintergrund nur empfehlen. Es ist toll für Bahram, toll für mich und mit Sicherheit auch sehr gut für die Integration im Allgemeinen.