STIMMENSAMMLUNG MENTORING
„Seitdem wir in der häuslichen Quarantäne sind und eine bestimmte Distanz zu den Menschen einhalten sollen, habe ich mehr an diejenigen gedacht, die nicht wie wir nur wegen einem unbekannten Virus, sondern auch wegen der Unsicherheit in ihrer Umgebung in Quarantäne sind. Sie sind schon seit langem in Quarantäne, ohne zu wissen, wann es wieder aufwärts geht. Sie sind schon lange so hilflos. Jetzt wissen wir alle, wie der Tod uns allen überraschen kann und wie hilflos auch wir sein können, obwohl wir bereits so entwickelt sind.
Obwohl wir alle darunter leiden, dass wir nicht mehr ein normales Leben führen können, bin ich mir auch ganz sicher, dass wir alle daraus einige Sachen gelernt haben; zum Beispiel wie wichtig es ist, den Menschen, die wir lieben, ohne Sorge in den Arm nehmen zu können und zusammenzuhalten.
Viele Menschen haben enge Räumlichkeiten und können viele Sachen nicht mehr so wie vorher machen. Ich kann beispielsweise zu Hause nicht gut lernen und da die Bibliothek zu hat, musste ich damit kämpfen, meinen Lernplan in dieser schwierigen Phase aufrechtzuerhalten.
Mir fehlt der enge Kontakt zu meinen Freunden. Wir gehen manchmal spazieren, aber wir haben keinen physischen Kontakt mehr. Keiner hätte jemals gedacht, dass es eine Zeit geben wird, in der die Freunde vor Freunden, die Ärzte vor Patienten, der Verkäufer vor Konsumenten u.Ä. Angst haben werden.
Da wir alle jetzt mehr Zeit haben, verbringe ich meine Zeit mehr mit Lesen und Lernen. Ich helfe auch meinen Geschwistern bei ihren Hausaufgaben. Ich denke auch daran, dass es Menschen in unserer Umgebung gibt, die keine Hilfe bekommen und niemanden an ihrer Seite haben, deswegen muss auch an die Solidarität gedacht werden und wir sollen nicht vergessen, dass das normale Leben ein Geschenk ist, das bis jetzt kaum geschätzt wurde.
Also – ich freue mich auf die Zeit nach dieser Krise. Die Zeit, in der viele Sachen, die an Wert verloren hatten, wieder geschätzt werden.“
– Zahra –
„Ich habe gestern bei meinem Telefonat mit Meaza von eurer tollen Idee der Stimmensammlung erzählt. Meaza bat mich, dass ich weitergebe, was sie mir erzählt hat. Ihr geht es mit Beti in ihrer Wohnung gut. Nachdem wir anfängliche Ängste und Unsicherheiten über das Verhalten in Coronazeiten am Telefon klären konnten, haben die beiden sich gut eingerichtet. Meaza telefoniert viel mit Freundinnen. Beti macht jeden Tag ihre Vorschulaufgaben, Meaza versucht, alleine ein bisschen Deutsch zu lernen. Ich habe sie ein wenig mit Bastel- und Beschäftigungsmaterial, auch Straßenmalkreide nebst Anleitungen für Hüpfspiele versorgt. So schauen sie nicht mehr Fernsehen als präcoronar. Ein großer Stabilisierungsfaktor für Meaza ist die allmorgendliche virtuelle Andacht durch ihre Gemeinde.
Wir telefonieren regelmäßig. Letzte Woche haben wir uns auch einmal draußen mit Abstand getroffen, weil es eine heikle Situation mit der Unterhaltsstelle beim Jobcenter gab. Das konnte ich für sie klären.
Meaza hatte in den letzten Wochen auch mehrmals telefonischen Kontakt mit ihrer Mutter in Eritrea. Der geht es ganz gut, es gibt in ihrer Umgebung keine Coronaerkrankte. Das trägt sehr zu Meazas Beruhigung bei.
Mein Eindruck ist, dass beide sich gut in der Situation eingerichtet haben.
Beti muss sich nicht jeden Tag in der Schule behaupten. Deshalb ist sie bei meinen Kontakten mit ihr sehr ausgeglichen. Aber natürlich sehnen sich beide nach normalen Begegnungen (wie wir alle).
Als Fazit kann ich sagen, beide gehen prima mit der Situation um.“
– Marianne –
„Die aktuelle Situation stärkt die Bindung zu meinen Mentees in besonderer Art & Weise, und wir können die Zeit zu Hause auch nutzen für Steuererklärungen etc.“
– Jens –